Was gehört für euch so zum Advent auf jeden Fall dazu? Das Schmücken der Fenster? Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens? Der Märchenfilm "Drei Nüsse für Aschenbrödel"?
Gerade im Advent lassen viele Jahr für Jahr Bräuche oder Rituale aufleben, die ihnen seit Kindertagen ans Herz gewachsen sind.
Dazu gehören oft auch Advents- und Weihnachtsgeschichten.
Und darum gibt's heute eine kleine Weihnachtsgeschichte, die nicht zu lang ist, vielleicht genau richtig, um sie vor dem Schlafengehen oder in der Bahn zu lesen.
Der kleine Wichtel
Der kleine Wichtel war schon alt, sehr alt und er hatte schon viele
Weihnachten erlebt. Früher, als er noch jung war, ist er oft in der
Adventszeit in das Dorf gegangen und überraschte die Menschen mit
kleinen Geschenken. Er war lange nicht mehr im Dorf gewesen. Aber in
diesem Jahr wollte der kleine Wichtel wieder einmal die Menschen
besuchen. So machte er sich schließlich auf den Weg, setzte sich vor das
große Kaufhaus der nahegelegenen Stadt und beobachtete still und leise
das rege Treiben der vorbei eilenden Menschen. Die Menschen suchten
Geschenke für ihre Familien und Freunde. Die meisten Menschen kamen
gerade von der Arbeit und hetzten eilig durch die Straßen.
Die Gedanken des kleinen Wichtels wanderten zurück zu jener Zeit, wo
es noch keine elektrischen Weihnachtsbeleuchtungen gab und er überlegte,
ob die Menschen damals auch schon mit vollen Tüten durch die Straßen
geeilt sind?
Nun, die Zeiten ändern sich, dachte der kleine Wichtel und schlich
unbemerkt aus der überfüllten Stadt hinaus, zu dem alten Dorf, wo er
früher immer gerne gewesen ist. Er hatte genug von hetzenden Menschen,
die scheinbar keine Zeit hatten. Ist die Adventszeit nicht eine ruhige
und besinnliche Zeit?
So kam er an das alte Haus in dem schon viele Menschen gewohnt
hatten. Früher war dieses Haus sein Lieblingshaus gewesen. Früher, als
es noch kein elektrisches Licht gab und die Menschen ihr Haus mit Kerzen
erleuchteten. Er erinnerte sich, dass sie auch keine Heizung hatten und
die Menschen Holz ins Haus schafften, um es warmzuhalten. Er sah damals
während der Adventszeit immer wieder durch das Fenster und beobachtete
jedes Jahr dasselbe. An manchen Abenden sah er die Mutter und Großmutter
Plätzchen backen. Der Duft strömte durch das ganze Haus und drang sogar
zu ihm nach draußen
.
Der Vater und der Großvater machten sich auf, um im Wald einen
Weihnachtsbaum zu schlagen und ihn mühevoll nach Hause zu bringen. Es
war kalt und sie freuten sich beim Heimkommen auf den warmen Tee, den
die Mutter gekocht hatte. Oftmals saßen die Menschen zusammen, um
gemeinsam zu singen und der Großvater erzählte den Kindern spannende
Geschichten. Die Kinder konnten es kaum erwarten, bis die Großmutter auf
den Speicher stieg, um die Weihnachtskiste zu holen, denn das tat sie
immer erst kurz vor Weihnachten. In dieser Kiste gab es viel zu
entdecken. Sterne aus Stroh, Kerzen, Engel mit goldenem Haar und viele
andere kostbare Dinge.
Aber das war schon lange her und es war eine andere Zeit. Eine Zeit
des gemeinsamen Tuns, eine Zeit miteinander, eine Zeit füreinander. Von
seinen Gedanken noch ganz benebelt, sah der kleine Wichtel auch heute
durch das Fenster des alten Hauses und entdeckte die Familie, wie sie
gemeinsam um den Adventskranz saß und der Vater den Kindern eine
Geschichte vorlas. Nanu, dachte der kleine Wichtel, eine Familie, die
nicht durch die Straßen hetzt. Menschen die Zeit miteinander verbringen
und die ihr Haus mit Kerzen erleuchten. Ja, heute ist eine andere Zeit,
aber auch heute finden Menschen wieder füreinander Zeit. Dem kleinen
Wichtel wurde es ganz warm ums Herz und er schlich leise und unbemerkt
dorthin, woher er gekommen war.
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